An einigen Stellen des heutigen Landesforstreviers „Grinderwald“ kann man noch Spuren finden, die von der einstigen Nutzung dieses Waldgebietes als welfisches „Hofjagdrevier“ zeugen. Auch diese Wegekreuzung, an der wir hier stehen, ist ein historisches Jagddenkmal, denn der sogenannte „Kleine Stern“ weist auf die hier zeitweise ausgeübten „Parforce-Jagden“ hin. Doch diese aus Frankreich übernommene Jagdart, bei der man jeweils nur auf ein einzelnes starkes Stück Wild jagte, wurde hier im Grinderwald erst ab etwa 1670 eingeführt.
Davor war an den Fürstenhöfen das sogenannte „eingestellte Jagen“ üblich, bei dem eine große Anzahl Wild erlegt werden konnte. Doch diese feudale Jagdart war eine große Belastung für die Landbevölkerung,denn diese musste im Rahmen der zu leistenden Frondienste tagelang über weite Strecken das Wild zusammentreiben. Dabei nahm man keine Rücksicht auf etwaige Erntearbeiten und bestrafte jedes Fernbleiben vom Dienst.
Eine besondere Belastung war, dass auch des Nachts ein Ausbrechen des zusammengetriebenen Wildes verhindert werden musste. Dazu spannte man in mühseliger Arbeit die zum Jagdzeug gehörenden langenLeinen mit daran hängenden Lappen um ein zunächst größeres Waldgebiet und unterhielt daran zusätzlich in gewissen Abständen kleine Feuer. Vor dem eigentlichen Jagdtag trieb man das Wild dann in einen mit hohen Tüchern umgebenen Bereich weiter zusammen, um es dann am nächsten Tag dicht an den Ständen des Fürsten und seines adeligen Gefolges vorbeilaufen zu lassen. Diese konnten nun mit Hilfe ihrer Büchsenspanner, die ihnen immer wieder nachgeladene Waffen reichten, eine große Anzahl Wild erlegen.
Es gibt Berichte, dass bei manchen dieser Jagden mehrere hundert Stücke Wild zur Strecke kamen. So glich diese Jagdart mehr einem Abschlachten des Wildes als einer Jagd.
Vermutlich unter Herzog Johann Friedrich, der ab 1665 bis zu seinem Tod 1679 das Herzogtum Calenberg regierte, wurden dann in Linsburg und im Grinderwald Vorkehrungen getroffen, um Parforce-Jagden zu ermöglichen. Im Wald schuf man dazu ein spezielles Wegenetz mit drei strahlenförmigen Mittelpunkten, von denen aus der Jagdablauf von den Fürsten verfolgt werden konnte. Ein zuvor bestätigtes starkes Stück Wild, entweder ein Rothirsch oder ein Wildschwein, wurde am Jagdtag von einer großen Hundemeute so lange gehetzt, bis es sich schließlich erschöpft stellte. Nun konnte der Fürst oder ein hoher Jagdgast an das Tier heranreiten und es meistens ohne große Mühe erlegen. Für diese Jagdart musste also eine große Hundemeute gehalten werden. Da alle Jagdteilnehmer beritten waren, bedurfte es auch einer Vielzahl an Pferden. Für beide Tierarten waren auch großzügigere Ställe nötig. Dass die Parforce-Jagd auch ein gesellschaftliches Vergnügen war, machte auch die Teilnahme der adeligen Damen sichtbar, welche den Jagdablauf von Kutschen aus verfolgten. Beiden Jagdarten ist gemein, dass für diese fürstlichen Vergnügungen jährlich hohe Summen ausgegeben wurden und man auf die Belange der Landbevölkerung hinsichtlich des Frondienstes und der Wildschäden keine Rücksicht nahm.
Ausdehnung des Grinderwaldes 1780