Ein Ort des Gedenkens und Nachdenkens ist dieser Friedhof, auf dem während des 2. Weltkriegs in deutscher Gefangenschaft verstorbene Russen ihre letzte Ruhestätte fanden. Ihnen war es nicht vergönnt, nach Kriegsende zu ihren Familien zurück zu kehren, denn infolge einer unmenschlichen Behandlung überlebten sie die Gefangenschaft nicht. Sie waren als russische Soldaten nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht 1941 auf ihr Heimatland in Gefangenschaft geraten und werden sicherlich froh gewesen sein, die Kämpfe unversehrt überstanden zu haben. Doch die Nationalsozialisten betrachteten in ihrer Rassenideologie die Russen als minderwertig und verweigerten den russischen Kriegsgefangenen den Schutz der 1929 verabschiedeten Genfer Konvention und somit eine humanitäre Behandlung. Man ließ sie bei vollkommen unzureichender Ernährung schwere Arbeiten verrichten, wodurch viele an Entkräftung oder Hunger starben. Auch die gefangenen Belgier, Franzosen und Polen wurden zur Arbeit eingesetzt, doch diese wurden ausreichend ernährt und menschenwürdig untergebracht, wie eine Kommission des Int. Roten Kreuzes bei einer Inspektion des Lagers Meinkingsburg im Juli 1941 feststellte.
Dieses eingezäunte Lager bestand aus einer hinter dem Gasthaus Meinkingsburg gelegenen etwa 80 mal 20 Meter großen Baracke. Zunächst brachte man dort in Gefangenschaft geratene Belgier und Franzosen unter, doch schon Ende 1941 belegte man die Baracke mit etwa 300 Russen. Etliche von ihnen hatten Glück und kamen als Arbeitskräfte auf Bauernhöfe in die Orte der Umgebung, wo sie meistens ausreichend ernährt wurden. Auf den Höfen fehlten viele der Männer und Söhne, die man zur Wehrmacht eingezogen hatte und so war man dort froh, wieder eine männliche Arbeitskraft zu bekommen, die zudem in vielen Fällen auch landwirtschaftliche Arbeiten gewohnt war. Eine Auflage war aber, dass die Kriegsgefangenen nicht mit den deutschen Familien an einem Tisch essen sollten, doch nicht auf jedem Hof wurde das befolgt.
Wesentlich schlechter traf es die Mehrzahl der Russen, denn sie wurden hier im Grinderwald zu schweren Waldarbeiten eingesetzt und dabei nur unzureichend ernährt. Viele der deutschen Waldarbeiter waren ebenfalls zur Wehrmacht eingezogen worden und zudem benötigte man viel Holz, z. B. als Grubenholz in den Kohlebergwerken oder beim Bunkerbau. So war die Forstwirtschaft froh über den Arbeitseinsatz der Russen, aber sie wird auch deren schlechten Ernährungszustand gesehen haben. Doch da seit Kriegsbeginn auch für alle Deutschen die Lebensmittel rationiert waren, gab es keinen Weg und vielleicht auch keinen Willen, diesen armen Menschen ausreichend Lebensmittel zukommen zu lassen. So überlebte ein Teil der Russen die Arbeitseinsätze nicht und fand hier oft namenlos die letzte Ruhestätte. Nach Kriegsende bettete man noch einige in Schneeren und Stöckse verstorbene Russen und einen Polen auf diesen Friedhof um, doch genaue Aufzeichnungen darüber gibt es nicht. So ruhen auf diesem Friedhof, der jetzt von der Gemeinde Linsburg und der Kriegsgräberführsorge betreut wird, 47 Russen und 1 Pole.
Der Friedhof der russischen Kriegsgefangenen
Schild am Eingang