Die Ernst-August-Hütte 2012
Nach der 1780 vollzogenen Auflösung des Linsburger Jagdschlosses hatte auch der Grinderwald seine Funktion als welfisches Hofjagdrevier verloren. Trotzdem kam es hier zu Zeiten des hannoverschen Königs Ernst August nochmals zu höfischen Jagden. Dieser war 1771 in London geboren worden und nach Auflösung der Personalunion mit Großbritannien 1837 in Hannover als König eingesetzt worden, nachdem das Kurfürstentum 1815 zum Königreich erhobenen worden war. Damit hatte Hannover hatte nach 123 Jahren wieder einen eigenen Regenten.
Nun ließ König Ernst August die höfische Jagdtradition auch im Grinderwald wieder aufleben und dort 1843 und 1845 Kesseljagden veranstalten. Das war eine etwas weniger umfangreiche Version des ehemals üblichen „eingestellten Jagens“, denn man begnügte sich damit, nur das Wild eines einzigen Waldgebiets zusammen treiben zu lassen und nicht einer ganzen Gegend. Aber auch hier trieb man das Wild schließlich in einen mit hohen Tücher umgebenen Bereich hinein und ließ es dann an einem errichteten Schützenstand des Königs und seines Gefolges vorbeilaufen. So konnte nun mühelos eine große Anzahl Wild erlegt werden. Bei dem hinteren Teil dieser Hütte handelt es sich der Überlieferung nach um den damals erbauten Stand. Eine im Eingangsbereich angebrachte Tafel mit der Inschrift erinnert an diese letzten königlichen Aufenthalte im Grinderwald, sie lautet: „König Ernst August schoß von diesem Stande ab 1843 und 1845 im Kesseljagen 15 und 12 Sauen“.
An eine andere Epoche höfischer Jagd erinnern auch heute noch niedrige Bodenwälle, die sich etwa 300 m nordwestlich der Hütte befinden. Hier ließ sich der 1692 zum Kurfürsten gekürte Ernst August, der Ur-Ur-Urgroßvater von König Ernst August, einen sogenannten „Thiergarten“ einrichten, da er wegen seines Alters nicht mehr in der Lage war, ein Pferd zu besteigen. Er konnte in dem eingehegten Bereich nun von der Kutsche aus seiner Jagdleidenschaft nachgehen. Ein näher an der Hütte befindlicher Wall zeigt den Verlauf der historischen Heer- und Handelsstraße, die bis 1780 vom Nachbarort Eilvese kommend jahrhundertelang durch den Wald führte und sich hier mit dem Weg von Bolsehle nach Borstel kreuzte. Nach dem von König Georg III. verfügten Bau einer neuen Chaussee mit einem wesentlich begradigteren Verlauf (die heutige Bundesstraße 6), verlor die historische Straße ihre Funktion. Ein in den Wall eingebauter kleiner Pulverbunker erinnert an die schwierigen Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs, als zur Brennholzbeschaffung für die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen Baumstucken gesprengt wurden.